Hier klicken !
  mipiweb.de                                 Berlin, Germany

  Michael Dietmar Pierschel
homepage
-------------- of --------------
Michael Dietmar Pierschel
                         letzte Änderungen 24. Oktober 2011


Holzeisenbahn AG

Nehmen wir mal als Modell an, sie haben in ihrem Wohnzimmer eine Brio-Holzeisenbahn mit vier Kreisen, fünf Brücken und drei fahrenden Zügen mit Anhängern aufgebaut. Alles läuft problemlos, kurz: das Geschäft brummt.

Da betritt so ein anderthalbjähriger Knirps mit dickem Windelpaket und Schnuller den Raum. Nennen wir ihn der Einfachheit halber mal den Vorstand des Unternehmens.
Die Augen leuchten! Ein tolles Spielzeug. Er stapft unsicher mitten in die Gleise und dabei fallen schon mal zwei Brücken um und einige Gleise gehen auseinander. Beim Hinsetzen entgleist ein erster Zug. Der andere wird mit leuchtenden Augen und natürlich den drei Anhängern fahrend von den Gleisen gehoben während der dritte einer umgefallenen Brücke erliegt.
In nicht mal zwei Minuten ist von dem einst funktionierenden Geschäft nur noch ein Trümmerhaufen übrig. Kein Signal steht mehr alle Lok's und Anhänger liegen irgendwo herum. Eine der Bahnen fährt ohne Anhänger und natürlich auch ohne Gleise über den Teppich.
Aber die Augen vom Vorstand leuchten! Ein super Spielzeug.
Mit der gleichen Kompetenz eines Anderthalbjährigen ändern Vorstände überall auf der Welt die einst funktionierenden Geschäftsmodelle ab in nur noch lächerliche und von den Kunden nicht weiter ernst zu nehmende Scheinaktivitäten.
Allerdings benötigen sie dazu in der Regel nicht nur zwei Minuten. Doch nachdem sie das Unternehmen nach ca. drei bis vier Jahren verlassen sieht das Geschäft dann immer ähnlich aus wie bei der oben beschriebenen Holzeisenbahn AG nach den zwei Minuten.
Die dysfunktionalen Reste kommen dann, meist von einem weiteren Vorstand, in einen Karton und werden meistbietend an einen Investor verkauft. Ist ja schließlich Markenspielzeug. Und wenn man sich ganz viel Mühe gibt, kann man damit, theoretisch, auch wieder eine funktionierende Strecke alias Geschäft aufbauen.
Das eigentliche Problem dabei ist nur, daß irgendein beliebiger Investor ebenfalls in den allermeisten Fällen überhaupt keine Ahnung davon hat, wie man mit den aufgekauften Resten ein funktionierendes Geschäft aufbaut. Und in dem Karton mit den Gleisen ist davon auch nichts überliefert.
Insofern ist es offensichtlich aussichtslos und die Konsequenz ist dann die, daß man ein solches Unternehmen nur noch leise weinend verlassen kann.

Es ist trotzdem bitter, das können sie mir glauben.

Wenn irgendeiner ihnen sagt: das müssen wir jetzt mal richtig oder oft kommt auch professionell machen, dann dürfen sie ganz sicher damit rechnen, daß das wenigstens fünfmal so teuer wird und zwischen drei und zehnmal so lange dauern wird.
In dieser Zeit der Veränderung gibt es dann dazu meistens keine Kunden mehr oder gerne auch gleichzeitig, keiner der immer noch existierenden Kunden ist bereit den dann aufgerufenen Preis wirklich zu zahlen.


Kontakt: mailto:  Hier klicken !